Doppelpass statt Doppelmoral

Auf dem Tribünentreff des Ulrich-Biesinger-Tribüne e.V. am 02.06.2022 diskutierten die anwesenden Mitglieder u.a. über eine Unterstützung der Initiative „Boycott Qatar 2022“ (https://www.boycott-qatar.de/). Bei einer Onlinebefragung aller UBT e.V. Mitglieder stimmten in den nächsten Tagen 96 % der teilnehmenden Mitglieder für eine Unterstützung. Dem Votum folgend unterstützen wir nun offiziell die Forderung der Kampagne, dies mit dem ebenfalls durch unsere Mitglieder abgestimmten Wortlaut:

Der Ulrich-Biesinger-Tribüne e.V. hat kein Verständnis für die Durchführung der kommenden Fußball-WM 2022 in Katar. Dieses absurde Turnier versinnbildlicht die rein kommerziellen Interessen der nationalen wie internationalen Fußballverbände und die generelle Fehlentwicklung im Profifußball. Wir als kritische Fußballfans distanzieren uns von gewinnorientierten, korrupten Funktionären und Funktionärinnen, die den Profit der Verbände über das Leben der Arbeiter und Arbeiterinnen sowie grundlegende Menschenrechte stellen.“

Die kritische Auseinandersetzung mit dem in jeder Hinsicht absurden Turnier findet seit längeren in einem breiten öffentlichen Rahmen statt. Wir wollen selbiges an dieser Stelle nicht weiter ausführen, sondern verweisen auf den Demoaufruf aus dem vergangenen November und die Podiumsdiskussion zum Thema am kommenden Freitag den 08.07.2022:

https://augsburg.original1907.de/2022/06/podiumsdiskussion-zur-wm-in-katar.html?i=0

https://augsburg.original1907.de/2021/11/am-21.html?i=0

Eingehen wollen wir stattdessen auf ein bevorstehendes Testspiel unseres FCA. Im Rahmen des Trainingslagers trifft der FCA am Sonntag, den 17.07. auf al-Duhail SC aus der katarischen Hauptstadt Doha.

Bereits nach einem kurzen Blick auf die Webseite dieses Vereins wird klar, welches Ziel dieser verfolgt: Präsident ist ein gewisser Scheich Khalifa bin Hamad bin Khalifa Al Thani (kurz: KHK), der Bruder des Emirs von Katar, also dem Staatsoberhaupt. Ein Mitglied der Familie, die die geltenden Werte und Gesetze im Emirat bestimmt. Werte, die Vielfalt, Toleranz und Meinungsfreiheit mit Füßen treten und Gesetze, die Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen zu Sklaven, Frauen zu Leibeigenen und Menschen mit vermeintlich normabweichender Sexualität zu Kriminellen machen. Das Ziel, das KHK mit dem in dieser Form seit 2009 bestehenden Verein, der in dieser kurzen Zeit bereits sechs Mal die Qatar Star League für sich entscheiden konnte und das Land regelmäßig international vertritt, dürfte das selbe sein, wie das Emirat mit der WM verfolgt: mit dem Einstieg in den internationalen Fußball das Image Katars aufpolieren, sogenanntes „Sportswashing“.

Ein Testspielgegner der somit mindestens als kritisch bezeichnet werden kann. Nun ist nicht davon auszugehen, dass die Vereinbarung eines Testspiels gleichzusetzen ist mit der Akzeptanz der Werte des gegnerischen Vereins, respektive dessen, wofür das dazugehörige System steht. Ignoranz jedoch, mindestens aber Gleichgültigkeit, darf ob der Vereinbarung dieses Testspiels dennoch unterstellt werden. Insbesondere wegen der besonderen Brisanz, die das Thema im Jahr des WM-Turniers besitzt.

Ein weiteres und ebenfalls besonderes Geschmäckle erhält das Testspiel darüber hinaus unter Anbetracht des nur sechs Tage später stattfindenden „Tag der Vielfalt“. Ein Tag, der in seiner Intention sicherlich gute Absichten hat, doch in seiner Konsequenz zumindest angezweifelt werden darf. Während wir am 23.07 Vielfalt und Toleranz als Teil unserer Vereinsidentität zelebrieren wollen, findet nur wenige Tage zuvor ein freiwillig organisiertes Testspiel gegen einen Verein statt, der für ein System steht, dass maximal konträr zu eben diesen Werten ist.

Wir erwarten Konsequenz im Ausleben der propagierten FCA-Werte statt Schönfärberei und Imagepflege. Ein Verein der derart gegensätzlich zu den Werten unseres FCA steht, stellt keinen geeigneten Gegner da um sich in Freundschaft zu testen!

Ulrich-Biesinger-Tribüne e.V.