Zweiter Bericht von der Grenze

Vor einer Woche feierte die FCA Fanszene zusammen mit Menschen aus dem Ahrtal und freiwilligen Helfern der Flutkatastrophe 2021 ein Fanfest rund um den Spieltag des FCA gegen Köln. Am gleichen Wochenende erreichte uns auch ein Anruf aus Rumänien. Izabella, eine Sozialarbeiterin und ehrenamtliche Flüchtlingshelferin informierte uns, was sich seit unserem letzten Besuch vor Ort im Lagebild verändert hat.
Knapp 7 Wochen ist es her, seit wir die Spenden der FCA- und AEV-Familie über den UBT e.V. ins rumänisch-ukrainische Grenzgebiet gefahren haben, um den Fliehenden zu helfen und ihnen, wie auch den rumänischen Helfern unsere Solidarität zu zeigen.
Seitdem hat die Anzahl der täglich aufgenommenen Ukrainer parallel zum Spendenaufkommen abgenommen. Aber die Versorgung der im Grenzgebiet auf rumänischer Seite bleibenden Fliehenden muss dennoch gewährleistet werden.

Unsere osteuropäischen Nachbarländer stemmen dabei immer noch die Hauptlast, bei geringerem Einkommen und geringerem Wohlstand im eigenen Land.
Ebenfalls hat sich in Izabellas direktem Umfeld ergeben, dass ihre Organisation ca. 60 ukrainische Waisenkinder aufgenommen und auf geflohene ukrainische Familien verteilt hat. Ein Kraftakt für die fünf (!) aufnehmenden Familien, die selbst alle Kinder haben und dennoch – ohne zu zögern – bereit waren, den Schutzbedürftigen ein Familienleben zu ermöglichen.

Freitagmittag (06.05.2022) ging es für sechs Freunde des UBT e.V. mit zwei vom FC Augsburg gesponserten 9-Sitzern über Österreich und Ungarn nach Rumänien, wo wir wieder gegen 01:00 Uhr nachts ankamen. Unser Team konnte dieses Mal auch auf die Unterstützung einer Ukrainerin bauen, welche wir bei unserem ersten Trip an der Grenze bei Satu Mare mit ihrer geflohenen Familie trafen und nach Augsburg vermitteln konnten. Als Dolmetscherin und beim Anpacken war sie eine extrem große Hilfe für uns.

Am Samstag, 07.05.2022, ging es direkt in der Früh los nach Negresti-Oas sowie Certeze, wo wir zum einen die Sachspenden aus Augsburg bei Pater Radu am Versorgungspunkt abluden, aber auch direkt Einkäufe gemäß Anforderungsliste mit anliefern konnten (Frisches Obst, Gemüse, Großküchenlebensmittel, etc..).
Pater Radu betreibt dort ein Gemeindezentrum, in dem die Geflohenen gemeinsam Mittagessen, Zeit miteinander verbringen und die Kinder im Kreise ihrer neuen Freunde bei Gesellschaft und Spiel ein wenig Ablenkung erfahren.
Aus diesem Kreis rekrutierten sich auch die fünf Familien, die die Waisenkinder aufnahmen.
Für diese galt es als nächstes einzukaufen. Zwar bekommen die Ukrainer in Rumänien eine Grundsicherung, davon aber zum Teil 18 Kindern ein würdiges Leben und Aufwachsen zu ermöglichen, ist schwer.
Also teilten wir unsere Gruppe in zwei Trupps auf und fuhren die nächsten Besorgungen machen.

Das größte Problem an so einem Großkampftag ist das Zeitfenster, welches sich irgendwann schließt und in dessen Rahmen man so viele Einkäufe und Lieferfahrten wie möglich machen muss, um möglichst viele Spenden an die Frau und den Mann zu bringen und so auch unseren Spendern gerecht zu werden. Ihr vertraut uns eure Gelder an, um effektiv und zielgerichtet zu helfen. Diesem Vertrauen wollen wir mit vollem Gewissen und ehrlicher Arbeit entsprechen.

Bei der Auslieferung an die 5 Familien waren wir von der Hilfsbereitschaft der (neuen) Eltern ebenso beeindruckt, wie von der Geschwisterliebe untereinander. Man hat zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Neid oder eine negative Rangordnung zwischen leiblichen und „adoptierten“ Kindern gespürt.
Die vielen Umarmungen, das gemeinsame Lachen und die Lieder, die wir als Dank bekommen haben, waren und sind Gold wert. Und: Natürlich fand man auch kurz Zeit, um miteinander Fußball zu spielen oder den Kindern beim Seifenblasen machen zuzuschauen.
Unser Respekt gilt hier ganz im Besonderen den großartigen Eltern, die sich so um ihnen fremde Kinder kümmern!

Nachdem wir die Familien beliefert hatten, brachen wir nach Sighetu Marmației auf.
Der Brückenkopf an der Grenze ist euch vielleicht noch von unserem ersten Besuch ein Begriff. Zwar hat die Zahl der täglich Aufzunehmenden abgenommen. Aber auch die Spendenlieferungen sind stark rückläufig. Eine kurze Absprache später wussten wir, was am dringendsten gebraucht wird und wir lieferten literweise Trinkwasser und Fruchtsaftgetränke an, sowie mit der zweiten Lieferung wieder Lebensmittel und Hygieneartikel.
Teilweise war es uns schon unangenehm, den örtlichen Kaufland im 30-Minutentakt aufzusuchen, aber die Belegschaft kannte uns schon und wusste auch, für welche Sache wir unterwegs sind.
So wurde für unsere Einkäufe immer eine eigene Kasse geöffnet und gleich mehrere Mitarbeiter unterstützten an dieser für einen zügigen Ablauf.

Das vorhin angesprochene Zeitfenster war auf Grund der Ladenöffnungszeit bis 22:00 Uhr kurz davor, sich zu schließen, als wir noch ein letztes Mal ansetzten und für den nächsten Morgen einkauften.
Mit der letzten Lieferung an Lebensmitteln unterstützten wir am Sonntagmorgen wieder den rumänisch-ukrainischen Verein in Micula, der die Spenden über die Grenze an Binnenflüchtlinge und andere Betroffene liefern wird.
Das restliche Geld, immerhin noch eine stolze Summe von knapp 3.500, – € bekam dann auch dieser Verein, welcher uns mittlerweile mit seinen tollen Ehrenamtlichen richtig ans Herz gewachsen ist und mit seiner Arbeit versucht, das Leid für die Bevölkerung in der Ukraine zu mindern.

Insgesamt hat der Ulrich-Biesinger-Tribüne e.V. somit zwei gut gefüllte 7,5 Tonner an Sachspenden zur Unterstützung der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zugestellt. Im Gesamten konnten wir den Menschen vor Ort in den letzten Wochen mit gut 34.000 € an Spendengeldern unbürokratisch helfen.
Das alles war nur möglich, weil die FCA- und AEV-Familie mit all ihren Akteuren mal wieder ein großes, solidarisches Herz für Menschen in Not gezeigt hat. Danke an euch alle!

Ulrich-Biesinger-Tribüne e.V.